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Fotos Objekt: Werner Huthmacher, Berlin

CABIN SPACEY Minimalhaus Interview mit Andreas Rauch

Nach ungefähr dreieinhalb Jahren der Ideenfindung und Projektentwicklung präsentierte CABIN SPACEY im Juni 2018 auf der Tech Open Air in Berlin das erste Minimalhaus – hergestellt im Werk des Allgäuer Holzbauers VARIAHOME Manufaktur. Für das Team um Andreas Rauch und Simon Becker steht nun der Schritt vom Start-up mit Crowdfunding-Finanzierung hin zum selbstfinanzierten Anbieter von Kleinsthäusern an. Langfristig streben die Gründer die Vermietung eigener Cabins an. Größte Hürde: die Akquirierung geeigneter Pachtflächen in der Großstadt.

Simon Becker und Andreas Rauch, Cabin Spacey Berlin Foto: www.cabinspacey.com
Simon Becker und Andreas Rauch

Das Berliner Unternehmen CABIN SPACEY wurde im April 2016 von den beiden Architekten Simon Becker und Andreas Rauch gegründet – mittlerweile ist das Team auf sechs Personen angewachsen. CABIN SPACEY agiert nicht im Sinne eines klassischen Architekturbüros, sondern hat sich allein die Entwicklung und Vermarktung eines Minimalhauses („Cabin“) zum Ziel gesetzt. Der jungen Gründung ging eine weiter zurückreichende Phase von Konzeptionierung und Planung voraus. Simon Becker, der sich nach dem Architekturstudium an der HCU Hamburg und der TU Berlin intensiv mit Entrepreneurship, Marketing und Finance beschäftigte, fand mit Andreas Rauch einen bauerfahrenen Gründungspartner, der nach dem Diplom an der TU Berlin in verschiedenen Berliner Architekturbüros, unter anderem roedig.schop architekten, tätig war. Schon im Gründungsjahr wurden sie für ihr Minimalhaus mit dem smart urban pioneers award ausgezeichnet und führten eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne durch.

Besonders die Generation der sogenannten Millennials hat einen Paradigmenwechsel im Arbeiten und Leben herbeigeführt. Besitz spielt eine deutlich geringere Rolle – Flexibilität, vielfältige Erfahrungen und Beweglichkeit sind wichtiger geworden.

Andreas Rauch, CPO/Product Development, CABIN SPACEY

Interview mit Andreas Rauch über Produktentwicklung und Geschäftsmodelle

Welche Bilanz können Sie nach der Premiere ziehen?

Die Präsentation auf der TOA war ein voller Erfolg. Die Cabin ist sogar noch besser rübergekommen als erwartet. Ich kannte natürlich die Arbeit des Modulherstellers VARIAHOME – aber wirklich gesehen habe ich das Gebäude dann auch erst nach der Anlieferung auf dem TOA-Messegelände. Ich war regelrecht begeistert, unseren Entwurf in so hoher Qualität umgesetzt zu sehen.

Wie sehen nun Ihre Pläne und weiteren Schritte nach der Erstpräsentation aus?

Wir haben ca. 30 bis 50 direkte Anfragen zu den Minimalhäusern bekommen, die erst einmal gesichtet werden müssen. Hier sind auf jeden Fall schon Kaufinteressen vorhanden. Und es ist auch unsere Absicht, nun mit dem klassischen Verkauf und Vertrieb zu beginnen. Eigens dafür haben wir die flexible Ausstattung der Minimalhäuser entwickelt, sodass jeder Käufer das Haus nach seinen Vorstellungen noch anpassen kann. Deutlich wurde auf der TOA aber auch, dass es gerade bei Immobiliengesellschaften ein hohes Interesse gibt, die in Berlin ehemalige Gewerbehöfe und ungenutzte Büroflächen zu vermieten haben. Diese Flächen sind für die Startup-Szene sehr attraktiv und diese wiederum entspricht genau unserer Zielgruppe. Kurzfristig ist es natürlich unser Interesse, Minimalhäuser zu verkaufen, um Eigenkapital aufbauen zu können. Langfristig streben wir aber nach einem anderen Geschäftsmodell: Wir möchten gerne im Besitz der fertiggestellten Minimalhäuser bleiben und sie über eine eigene Plattform vermieten – „ortsunabhängiges Wohnen“ oder „Wohnen als Service“ sind da die treffendsten Stichwörter. Für diese Häuser brauchen wir Flächen, die wir pachten können, und daher ist die Kooperation mit Immobiliengesellschaften sehr wichtig für uns. Im Sinne dieses langfristigen Ziels möchten wir in Serienproduktion gehen, um günstiger und schneller zu werden. Architektur also nicht nur verstanden als individuelle Dienstleistung, sondern als Produkt.

Langfristig streben wir nach einem anderen Geschäftsmodell: Wir möchten gerne im Besitz der fertiggestellten Minimalhäuser bleiben und sie über eine eigene Plattform vermieten.

Andreas Rauch, CPO/Product Development, CABIN SPACEY

Cabin Spacey Berlin
Wohnen auf 25 Quadratmetern: Das Minimalhaus wurden konzipiert für eine wachsende Nachfrage nach nachhaltigen und flexiblen urbanen Lebensräumen. Der Produktentwicklung und dem Vertrieb von CABIN SPACEY liegt ein neuartiges Verständnis von Wohnen zugrunde: „Living as a service“. Der Bewohner soll alles vorfinden können, was er benötigt, aber ohne sich binden zu müssen.

Für welche Bedürfnisse wird dieses Produkt entwickelt?

Besonders die Generation der sogenannten Millennials hat einen Paradigmenwechsel im Arbeiten und Leben herbeigeführt. Besitz spielt eine deutlich geringere Rolle – Flexibilität, vielfältige Erfahrungen und Beweglichkeit sind wichtiger geworden. Mit unseren Minimalhäusern reagieren wir auf die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen und äußerst flexiblen urbanen Lebensräumen. Auf etwas mehr als 25 Quadratmetern bietet die kleinste Einheit Platz für 2 Personen. Für urbane Nomaden ist das Minimalhaus die perfekte Wahl: Es ist einfach zu transportieren, einfach zu installieren und leicht an bestehende Versorgungseinrichtungen und Infrastrukturen anzuschließen, sei es für freie Dächer, Brachflächen oder Parkplätze. Gleichzeitig wird die Wohnungssituation in Großstädten immer prekärer. Gerade in Berlin spitzt sich die Lage zu. Unser Ziel ist es daher, unangetastetes Potenzial zu erschließen. Laut einer Studie der TU Darmstadt aus dem Jahr 2016 bietet bspw. Berlin Raum für ca. 55.000 Wohnungen à 75 Quadratmeter auf Dachflächen.

Schlagen wir die Brücke zur Architektur: Welche Erkenntnisse haben Sie aus dem Bau des Prototyps gewonnen? Mussten Sie in der Realisierung vom Entwurf abweichen?

Im Grunde kann man das erste Minimalhaus nicht als Prototyp bezeichnen – es ist eher die S-Klasse des zukünftigen Portfolios, das wir uns vorstellen. Das Minimalhaus ist mit allem ausgestattet, was wir an Optionen geplant haben. Alles funktioniert, nichts wurde zu Präsentationszwecken nur scheinbar aufgebaut. Es wäre also, vom Installationsplatz abgesehen, sofort bezugsbereit. Was den Baukörper angeht, sind wir konzeptionell vom Entwurf kaum abgewichen. Gemeinsam mit dem Hersteller VARIAHOME haben wir uns in der praktischen Umsetzung eng und lange abgestimmt, bis wir ein Ergebnis erzielt hatten, mit dem alle zufrieden waren. Teilweise mussten wir dafür den Raum neu denken, um das Konzept zu wahren. Unterm Strich war die Sorge, Abstriche innerhalb des Wohnraums machen zu müssen, aber unberechtigt, da es sich im Nachhinein als Vorteil herausgestellt hat. Da hat sich unser Hersteller als sehr kommunikationsfreudig und lösungsorientiert erwiesen. Handwerkliches Geschick und Erfahrung, die der Betrieb mit sich bringt, haben ihr Übriges getan.

Unser Ziel ist es, unangetastetes Potenzial zu erschließen. Laut einer Studie der TU Darmstadt aus dem Jahr 2016 bietet bspw. Berlin Raum für ca. 55.000 Wohnungen à 75 Quadratmeter auf Dachflächen.

Andreas Rauch, CPO/Product Development, CABIN SPACEY

Cabin Spaces Visualisierung Draufsicht
3D-Visualisierung in Draufsicht (www.cabinspacey.de)

Welche Ausstattung sieht das Grundmodell vor?

Grundsätzlich sieht der Aufbau aller Modulhäuser gleich aus. Die Cabin besteht aus einer Außenhülle und einer inneren Versorgungseinheit mit einem Badezimmer, einem Bett und einer Küchenzeile. Die Hülle wird komplett aus Vollholz gefertigt, mit einer Holzfaserdämmung und hinterlüfteter Fassade. Passend zum vorvergrauten Fassadenholz wird für das Dach Zink verwendet. Auf dem Dach wird zudem eine PV-Anlage installiert, die bis zu 60 Prozent des Strombedarfs decken kann.

Objektdaten

  • Objekt CABIN SPACEY, Prototyp
  • Bauherr/Architekten CABIN SPACEY GmbH, Andreas Rauch, Simon Becker
  • Fläche 25 – 30 m²
  • Ausführung VARIAHOME Manufaktur, Wangen im Allgäu
  • Fertigstellung Prototyp Juni 2018

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