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Noshe

Haus an der Spree Industrie und Utopie im Video

Direkt an der Wasserkante, wo die Berliner Vorstadt sich öffnet und man vermehrt Freiräume findet, haben Tanja Lincke Architekten einen alternativen Wohnsitz zum Leben und Arbeiten geschaffen. Ein offener, ungekünstelter Ort für Kunst, Architektur und Natur ist entstanden, den Sie sich auch im Video anschauen können.

Haus an der Spree: Im Gespräch mit der Architektin Tanja Lincke

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Konzept

Von Weitem fällt das Haus nicht ausgeprägt neu oder anders auf, eher fügt es sich in seiner Eigenart in die Umgebung diverser Kleinstrukturen ein. Stellwerkputzig und beobachtend wie aus einem Guckkasten blickt das aufgeständerte Haus auf das Wasser. Als träfe ein Baumhaus für Kinder auf das Farnsworth House. Auch dessen Materialität und Ästhetik, die sich an brutalistischen oder sozialistischen Bauten der 1970er Jahre anlehnen, integrieren den Glaskubus in den Kontext. Und doch ist das Haus unverwechselbar zeitgenössisch.

Teil eines Ensembles aus Bestands- und Neubauten

Südlich des Plänterwalds, in nachbarschaftlicher Nähe zum einst größten Vergnügungsort der DDR, dem derzeit in der Sanierung befindlichen Spreepark, versteckt sich hinter dem Gelände der Wasserschutzpolizei und verschiedener Freizeitnutzungen das Haus an der Spree von Tanja Lincke Architekten. Es liegt auf einem großen Grundstück mit gestalteter Wildnis und bildet zusammen mit Bestandsgebäuden und neu entstandenen Bauwerken ein Ensemble aus Studios, Ausstellungsräumen, Depots und einem Zuhause.

Wohnen und Arbeiten idyllisch vereint

2008 erwarb Tanja Linckes Partner, der Künstler Anselm Reyle, das Grundstück. Die benachbarte Wasserschutzpolizei reparierte früher hier ihre Boote, nach der Wende fielen Stasi und Grenzschutz weg, die Behörde wurde verkleinert, und die Schiffe wurden in externen Werkstätten repariert. Das Land Berlin teilte das Grundstück, der zweite Teil lag dann 20 Jahre brach. Angesichts der Finanzkrise und einer notwendigen, aber sich zum Glück überschaubar herausstellenden Altlastensanierung überlegte das Paar kurz den Wiederverkauf. Zunächst war der Plan nur, hier zu arbeiten, aber nachdem Lincke und Reyle zwei Kinder bekommen hatten und die Qualitäten des kleinen, verwunschenen Stück Landes – Natur, Platz, Aussicht – entdeckten, entstand die Idee, hier auch zu wohnen.

Umsetzung

Zuerst ließen sie die verwahrloste und nur schwer zu erhaltene Werfthalle abreißen. Teile der Ruine und Relikte wie Kräne, Schienen und der Schornstein blieben aber erhalten, mittendrin wurde ein Garten als Zentrum des Grundstücks angelegt. Die überwiegend versiegelte Fläche wurde geöffnet. Danach wandelte die Architektin kleinere Bestandsgebäude, Werkstätten und Garagen um. Lincke hat viel mit dem Vorgefundenen gearbeitet, der Ort ist industriell, verfallen und atmosphärisch geblieben, wird aber von den Um- und Neubauten belebt.

Inspiriert durch Mies van der Rohe und Le Corbusier

Das Wohnhaus sollte sich in das Ensemble einfügen. Beim Entwurf waren Tanja Lincke deshalb zwei Aspekte wichtig: Das Haus sollte angehoben werden, um unten im Garten den Blick zur Spree freizuhalten und oben im Wohnbereich den Eindruck zu erwecken, über den Dächern und der Spree zu schweben. Außerdem sollte das neue Gebäude nicht sofort als neu erkennbar sein. Dementsprechend greift es auf vor Ort vorherrschende Materialien und Formensprache zurück. Wie die Stege und das Ufer in Beton steht das Haus als unverkleideter, grober Rohbau da. Zwei horizontale Platten und ein vertikaler Kern definieren das Gebäude. Um den Kern ist ein mieseanischer Grundriss mit offenem Raum und durchgehendem Fensterband angelegt. Der Betonbau wird von sechs schlanken Betonstützen gehalten, ähnlich wie Le Corbusiers Villa Savoye.

Innenausstattung zwischen Nutzung und Inszenierung

Im fensterlosen Betonkern befinden sich Erschließung, Bad und Küche. Das Eintreten ins Haus geht durch das dunkle, tiefgaragenhafte Treppenhaus, oben gelangt man ins Helle. Die Fensterfassade mit kräftigen, DDR-assoziativen Eloxal-Fensterprofilen umrahmt die Landschaft wie ein Bild. Nutzung und Inszenierung bestimmen die Innenausstattung: Der freie Raum wird von einem Wandschrank aus Zebranoholz unterbrochen und bildet zwei Zimmer. Die Innenwände der Zimmer bestehen aus Lehmbauplatten, die das Raumklima regulieren und deren rötlicher Ton eine wärmere Atmosphäre ausstrahlt. Ein schmaler Flur führt den Rundgang fort. Als Kontrast zur Schlichtheit sind die von Anselm Reyle kokuratierte Möblierung, die Kunstsammlung und ein XXL-Setkastenmuseum bunt und kitschig. Auch auf dem Dach, auf der vollflächigen Terrasse mit Sommerküche, ist der Blick zu allen Seiten frei. Von hier aus sieht man, wie sich die neuen Funktionen um den Freiraum herum platzieren. Wohn- und Arbeitsraum sind getrennt, aber nur einen Steinwurf weit voneinander entfernt.

Ausgezeichnet mit dem Architekturpreis Berlin

Die verschiedenen Gebäude, alle unterschiedlich, aber verwandt, bilden zusammen ein ausgewogenes Ganzes, für das Tanja Lincke Architekten 2020 mit dem Architekturpreis Berlin ausgezeichnet wurde. Sowohl der aufbauende Umgang mit dem Bestand als auch die Aura der dynamischen Work-Life-Gestaltung machen die Besonderheit aus. Die hinterlassenen Spuren und die Kontinuität zwischen Vergangenheit und Gegenwart machen die Geschichte sichtbar, überschatten jedoch nicht die Veränderungen. Das Neue schreibt das Alte fort, betont es, aber kopiert es nicht. In diesen neu entstandenen, hellen, naturnahen Räumen lassen sich Arbeit und Zusammensein anders organisieren. Dabei entsteht ein neues Gefühl von Arbeit, das der heutigen Lebensform entspricht. Arbeit, Familie und Freizeit entgrenzen sich.

GROHE im Haus an der Spree

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