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Fotos Objekt: Jan Bitter, Berlin

Sapphire, Berlin Apartmenthaus mit expressiver Fassade von Libeskind

Im Berliner Stadtteil Mitte baute das Studio Libeskind 2013 bis 2017 das Apartmenthaus Sapphire mit 73 individuellen Wohnungen auf dem begrenzten Grundstück einer Blockrandbebauung. Markant und namensgebend ist die kristalline expressive Form der Fassade, die durch ihre Verkleidung in unterschiedlichen Blau-Grün-Schattierungen schimmert. Neben einer Vielzahl kleinerer Wohnungen entstanden sechs Penthouses mit einer Geschosshöhe von bis zu 7,00 m, die sich an der Gebäudeecke markant in den Himmel schieben.

Unser Anspruch war es, dass alle Funktionen auch im Detail gut gelöst sind, die Wohnungen dennoch alle die Handschrift von Daniel Libeskind tragen sollten. So haben wir den sehr kompakt organisierten Grundrissen die spielerisch gefaltete Außenfassade gegenübergestellt.

Jochen Klein, Projektleiter vor Ort, Büro Zürich

Portrait Daniel Libeskind, Fotograf Stefan Ruiz Foto: © Stefan Ruiz
Daniel Libeskind

1989 gründete Daniel Libeskind nach dem Gewinn des Wettbewerbs für das Jüdische Museum gemeinsam mit seiner Frau Nina das Studio Libeskind in Berlin. Seit diesem internationalen Erfolg erweiterte sich das Portfolio des Büros um unterschiedlichste öffentliche Bauten weltweit. Der Wohnungsbau ist dabei erst in jüngerer Zeit hinzugekommen. Das starke Interesse für Musik, Philosophie und Literatur zeigt sich in den nahezu poetischen Entwurfskonzepten des visionären Architekten, dessen Ziel es immer ist, Architektur als Sprache zu sehen, die eine Geschichte des Ortes und seiner Bewohner erzählt

Expressiver Wohnungsbau

„Wohnen ist für mich das große Thema der Architektur. Orte zu schaffen, in denen es den Menschen in ihrem täglichen Leben gut geht.“ Dieser von ihm selbst formulierten Herausforderung stellte sich Daniel Libeskind erstmals in Deutschland mit dem Apartmenthaus Sapphire in Berlin-Mitte, einem sechsgeschossigen Gebäude an der Ecke Chausseestraße und Schwartzkopffstraße, das mehr ist als eine übliche Blockrandbebauung. In Libeskindtypischer expressiver Gestaltung nimmt sich der Bau mit seiner mit hochwertigen titaniumoxidbeschichteten Keramikplatten verkleideten Fassade in der Straßenflucht nicht zurück, sondern bereichert das Bild mit selbstbewusster Lebendigkeit. Die kristalline Form und die Platten, die in unterschiedlichen Grün- und Blautönen das Sonnenlicht reflektieren, gaben dem Bau seinen Namen. Auch wenn manchem Betrachter die Formsprache zu wild, die Haltung des Architekten zu ichbezogen und repräsentativ erscheinen mag – gerade als direktes Gegenüber des Gebäudekomplexes der Zentrale des Bundesnachrichtendienstes mit einer fast schon mutigen Aneinanderreihung immer gleicher Fassaden tun die Asymmetrien und Schrägen dem Auge durchaus gut!

Die Fassade
Die optische Wirkung der Fassadenplatten ist dabei sehr erstaunlich. Selbst an einem trüben Novembertag changiert die Fassade in unterschiedlichen Nuancen, wobei sich ohne direktes Sonnenlicht eher grün- und blaubraune Farbtöne unterschiedlicher Helligkeit ergeben. An sonnigen Tagen hingegen erzeugt das Relief der Fassadenplatten tatsächlich ein funkelndes Reflektieren des Lichtes. Auf jeder der 60 x 120 cm großen, 9 bis 12 mm dicken Flachrelief-Fassadenplatten wiederholt sich dabei ein von Libeskind entworfenes Pattern. „An den Kanten der drei gering versetzten Ebenen bricht sich das Licht. Die Lasur der Fliesen nimmt zudem das Umgebungslicht auf und reflektiert dieses, weshalb die Fassade zu jeder Tageszeit ganz unterschiedlich wirkt“, erläutert hierzu Projektleiter Jochen Klein. „Die keramische Fliese ist sehr hart und daher völlig unempfindlich gegen Verkratzen. Sie ist selbstreinigend und neutralisiert aufgrund der Beschichtung bei Sonnenschein CO².“ Die Keramik-Außenfassadenflächen wurden zudem in 18 Teilflächen gegliedert, deren Neigung von 3° nach außen bis 6° nach innen variiert. Die teils schiefwinkligen Fliesen wurden alle auf Basis des 3D-Modells im Werk in Italien geschnitten, durchnummeriert und dann in Berlin eingehängt. Dabei musste so gut wie keine Fliese nachgeschnitten werden. Das Haus besteht in weiten Teilen aus Betonfertigteilen und Filigranelementen, die vor Ort ausgegossen wurden. Die vielfältigen Formen der Fassade wurden hingegen in Ortbeton ausgeführt.


Die Grundrisse
So individuell wie die Fassade sind auch die Grundrisse der 73 2- bis 3-Zimmer-Apartments. Im Gegensatz zu seinen öffentlichen Bauten konnte Libeskind hier durch das Fehlen großer innerräumlicher Zusammenhänge nur bedingt mit Verschränkungen und Verschneidungen arbeiten. Dennoch zeigen eine durchdachte Tageslichtführung und das Spiel mit der Fassade, wie beispielsweise schräg in den Raum hineinragende Loggien mit dreieckigen Grundflächen oder große asymmetrisch in die Fassade eingeschnittene Fensteröffnungen, eine große Wirkung. Es entstehen neue, für das Auge ungewohnte, aber attraktive Bilder. Eine anspruchsvolle Aufgabe war bei der Grundrissplanung, auch die kleineren Wohnungen so zu organisieren, dass sie dennoch großzügig wirken. „Keine Wohnung ist wie die nächste“, so Projektleiter Klein. „Nach Programm sollten sehr viele kleine Wohnungen ab 45 m² entstehen. Unser Anspruch war es, dass zum einen alle Funktionen auch im Detail gut gelöst sind, beispielsweise durch separate Waschmaschinenschränke oder begehbare Ankleiden, zum anderen sollten natürlich auch alle die Handschrift von Daniel Libeskind tragen. So haben wir den sehr kompakt organisierten Grundrissen die spielerisch gefaltete Außenfassade gegenübergestellt. Sie wirkt nach innen und nach außen und umschließt Zwischenräume, die als Loggien genutzt werden.“ Zusätzlich zu dem individuellen Wohnraum können die Bewohner verschiedene Gemeinschaftsflächen, wie eine Terrasse auf dem Dach oder ein Fitnessstudio im Innenhof, nutzen. Die U-förmige Bebauung gliedert sich in drei getrennt organisierte Einheiten mit jeweils eigener Erschließung. Eines der drei Treppenhäuser ist von einer Concierge besetzt. In den Entrees findet man ebenfalls zwei typische Libeskind-Elemente: eine geneigte Wand in dunklem Rot sowie speziell für das Sapphire entworfene Lichtinstallationen. Die einläufige Treppe führt aus der Erdgeschosszone mit Einzelhandelsnutzung zunächst in das erste Obergeschoss mit Zugang zum Innenhof. Auf dieser Ebene verschwenkt das Treppenhaus im rechten Winkel und verläuft nun parallel zur Fassadenseite im Gebäudeinneren.

Sapphire Berlin, Lageplan, Studio Libeskind

Wohnungsbau
Viel diskutiert wird in Berlin darüber, ob es nicht wichtiger gewesen wäre, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Auch nach den Vorstellungen Daniel Libeskinds hätte es an dieser Stelle zumindest auch günstigen Wohnraum geben sollen, aber das Projekt wurde anders konzipiert. Von Luxuswohnungen möchten die Architekten allerdings nur in Bezug auf die Penthouse-Apartments sprechen. „Alle anderen Wohnungen bewegen sich im üblichen Preisrahmen des Quartiers“, so Stefan Blach, Partner im Büro Libeskind, New York. „Durch die Individuallösungen der Grundrisse und der Fassade liegt der Preis etwas höher, aber gegenüber vergleichbaren Wohnungen der Umgebung fällt er nicht aus dem Rahmen.“ Die Chausseestraße in Berlin-Mitte ist die Fortsetzung der Friedrichstraße in Richtung Wedding und die älteste Straße der Oranienburger Vorstadt. Der südliche Teil der Straße genießt bereits schon länger das sogenannte Mitte-Flair mit einer Vielzahl von Einrichtungsläden, Cafés und Restaurants. Ein ähnliches Potenzial sahen Architekten und Bauherr auch eine U-Bahn-Station weiter nördlich an der Schwartzkopffstraße. „Der Plan ist aufgegangen“, so Architekt Blach. „Unser Gebäude hat einiges ausgelöst und dazu beigetragen, das Gebiet auf dem Wohnungsmarkt interessant zu machen und das Quartier zu entwickeln.“ Diese Entwicklung hat eine durchaus positive Sogwirkung, aber dementsprechend auch ihren (Miet- und Grundstücks-)Preis. Derzeit plant das Büro ein Projekt im bezahlbaren Wohnungsbau. Spannend wird also sein, ob auch hier die typische Libeskind-Handschrift umsetzbar sein wird und umgesetzt werden soll oder ob ganz neue Wege beschritten werden.

Objektdaten

  • Objekt Sapphire, Berlin; Wohn- und Geschäftsgebäude
  • Bauherr Chausseestraße 43 Entwicklungs GmbH
  • Architekten Architekt Daniel Libeskind AG, Zürich, with Studio Libeskind, New York
  • Projektleitung Jochen Klein, Zürich
  • BGF ca. 10.000 m²
  • Planungsbeginn 2012
  • Baubeginn 2014
  • Fertigstellung 2017

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