»STÄRKER AM BEDARF ORIENTIEREN« StadtGUT HELLERSDORF: Julia Dahlhaus und Axel Schmidt im Interview
Mit dem Ziel einer sozialen Quartiersentwicklung entstand im „Stadtgut Hellersdorf“ ein gemischtes Wohnquartier mit bezahlbarem Wohnraum sowie kulturellen und sozialen Angeboten im Auftrag der andeseigenen Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU AG. Im Interview erzählen die Verantwortlichen der Arge DMSW Architekten Arnold und Gladisch, wie sie das soziale Wohnbauprojekt realisiert haben.

Julia Dahlhaus
Ihre Büros haben sich gemeinschaftlich mit dem Generalübernehmer um den Auftrag beworben. Was sollte ein Architekt in dieser Konstellation beachten?
Wir kannten das mittelständische Bauunternehmen aus früheren Projekten. Bei der ersten Ausschreibung der GESOBAU für ein Wohnquartier ergriffen wir die Initiative, uns gemeinsam zu bewerben. Damit waren wir stets auf Augenhöhe.
Welche Anforderungen müssen aus Ihrer Sicht erfüllt sein, damit ein hochwertiger, dennoch bezahlbarer Wohnungsbau entsteht?
Zunächst muss der Städtebau gute Dispositionen der Gebäude und Freiräume zulassen. Beim Entwerfen ist das soziale Leben zu bedenken: Wie wird das Haus betreten oder wo dem Nachbarn begegnet? Zuletzt muss die Wohnung selbst stimmen, etwa trotz tiefer Gebäude möglichst durchgesteckt und gut belichtet sein.
Welche architektonischen Möglichkeiten konnten Sie im begrenzten Budget einsetzen, um ein gutes Zusammenleben zu sichern?
Das sind Entscheidungen wie das Separieren von potenziell störenden Funktionen und zugleich das Überlagern sich bereichernder Funktionen. Der Autoverkehr wird aus den Freiräumen verbannt, dafür sind die Eingänge im Hof, sodass alle sich beiläufig treffen. Die Spielplätze wiederum liegen so, dass sie die Anwohner nicht belästigen, zugleich können die Senioren die Kinder vom Balkon aus beobachten.

Axel Schmidt
Ihre Büros haben sich gemeinschaftlich mit dem Generalübernehmer um den Auftrag beworben. Was sollte ein Architekt in dieser Konstellation beachten?
Die Projekte werden bis zur Fertigstellung gemeinsam betrieben, einschließlich Ausführungsplanung und der Überwachung hinsichtlich der Gestaltung im Rahmen der Bauausführung. Das eint uns.
Sie haben für Baugruppen und für große Gesellschaften entworfen. Gibt es Gemeinsamkeiten, was sind die wesentlichen Unterschiede?
Diese Auftraggeber sind konträr: An einem Ende stehen individuelle Akteure, die für sich bauen wollen, an dem anderen ein großer Akteur, der viel realisieren will. Bei der Baugruppe müssen die Einzelansprüche zusammenkommen, um aus der Schnittmenge einen Entwurf zu generieren. Für Wohnungsbaugesellschaften gilt es indessen, Diversität zu entwickeln, die den Bewohnern Individualität ermöglicht.
Abgesehen vom Grunderwerb, welche Kosten sind die Stellschrauben im sozialen Wohnungsbau?
Die vier Kernpunkte heißen: 1. Flächeneffizienz, was ein gutes Verhältnis von Bruttogrundfläche und Nutzungsfläche meint; 2. Repetition, also das Elementieren von Bauteilen; 3. Stringenz des Tragwerks, die eine solide und einfache Konstruktion umfasst. 4. Ausbaustandard, der die Anforderungen erfüllt und dennoch robust und langlebig ist.
Bürprofile
DMSW Architekten sind spezialisiert auf das Wohnen in der Stadt – gerade auch mit Blick auf den preisbewussten Wohnungsbau. 2012 wurde die Berliner Bürogemeinschaft von Julia Dahlhaus, Michael Müller und Philipp Wehage in einer Partnergesellschaft von Architekten überführt.
Die Arnold und Gladisch Objektplanung Generalplanung GmbH mit Sitz in Berlin-Schöneberg baut Wohnungen für alle Schichten der Bevölkerung, Bildungsbauten und Verwaltungsbauten.